Martin Leupold, Leiter des Weissen Kreuzes, greift in seinem Gastbeitrag ein Tabuthema auf - Pornografie-Konsum unter Christen - und stellt eine neue Broschüre zum Thema vor.
Kaum einer redet darüber. Aber sie ist weit verbreitet, auch in christlichen Kreisen – die Nutzung pornografischer Medien. Und sie betrifft nicht nur Männer, sondern auch immer mehr Frauen. Die einen lehnen sie aus ethischen Gründen eigentlich ab. Dennoch konsumieren sie Bilder und Videos von nackten Körpern und Körperteilen, wenn auch mit schlechtem Gewissen. Was hat Pornografie, dass sie Menschen dazu bringt, ihre eigenen Überzeugungen so nachhaltig zu missachten?
Andere finden Pornokonsum eigentlich in Ordnung. Sie erhoffen sich erotische Inspiration oder einfach nur gute Unterhaltung. Aber irgendwann stellen sie fest, dass sie immer öfter und immer härtere Inhalte konsumieren. Die Bilder übernehmen das Kommando über ihre Zeit, ihren Geldbeutel, ihre Phantasie. Sie werden zur Gefahr für die Ehe oder für den Arbeitsplatz, verführen zu strafbaren Handlungen und zerstören so manchmal die ganze Existenz.
Das muss so nicht sein. Aber der gute Wille allein erweist sich oft als zu schwach, etwas zu verändern. Bei den einen wie bei den anderen. Es gilt zu verstehen, warum der Sog zur Pornografie nicht selten stärker ist als jedes menschliche Disziplinierungsvermögen. Sexualwissenschaftlich betrachtet stecken hinter ihrer Anziehungskraft psychophysische Zusammenhänge, die so verborgen wie mächtig sind. Qualifizierte Beratung und Therapie kann sie entdecken und Schritt für Schritt entmachten. Eine entwicklungssensible Pädagogik kann viel dafür tun, dass sie gar nicht erst entstehen. Und eine theologische Perspektive zeigt, dass Pornokonsum auch eine geistliche Dimension hat.
Anfang des Jahres hat das Weiße Kreuz sein Arbeitsheft Nr. 1 – Pornografie in umfassender und wesentlich erweiterter Neuauflage herausgegeben. Auf 100 Seiten entfaltet ein breites Spektrum qualifizierter Autorinnen und Autoren das Thema aus wissenschaftlicher, theologischer, pädagogischer und praktischer Perspektive. Die Formen, die Produktions- und die Vertriebsmethoden pornografischer Medien kommen ebenso zur Sprache wie ihre Wirkungen auf das Erleben und Verhalten einzelner Menschen wie auch der ganzen Gesellschaft. Sexualwissenschaftliche Einsichten werden umfassend dargestellt und zu einer breiten Palette von Handlungsmöglichkeiten weitergeführt.
Das Heft richtet sich an einen weiten Leserkreis. Es spricht Beraterinnen und Therapeuten ebenso an wie Eltern, Lehrende und Erziehende. Es weitet den Horizont von Menschen, die in Unternehmen und Gemeinden Leitungsverantwortung tragen oder sonst für andere da sind. Betroffene und ihre Angehörigen erfahren Ermutigung und Unterstützung. Das Arbeitsheft kann zum Einzelpreis von 8 EUR beim Weißen Kreuz bestellt werden (www.weisses-kreuz.de/mediathek).
Martin Leupold,
Geschäftsführer und Theologischer Leiter
Weißes Kreuz