Der Vorstand von ACC hatte Beraterinnen und Berater dazu eingeladen, an einer Studie von Jana Remfert zur sekundären Traumatisierung  teilzunehmen. Herzlichen Dank an die gut 100 ACC Beraterinnen und Berater, die an der Studie teilgenommen haben. Über Umwege erreichte die Forschenden aber auch Rückmeldungen über Irritationen, die beim Ausfüllen entstanden sind... 

Auch wenn uns diese Irritationen überrascht haben, möchten wir sie ernst nehmen und laden deshalb ein, hier darüber zu reflektieren.

Worum geht es?

In der Studie ging es um Belastungen von Beraterinnen und Beratern, die insbesondere durch die Arbeit mit traumatisierten Menschen erleben und wie sie damit umgehen. Unter anderem fand der Fragebogen zur sekundären Traumatisierung (FST) von Judith Daniels darin Verwendung - ein reliables und valides Forschungstool, um sekundäre Traumatisierung zu messen. Am Ende dieses Fragebogens werden auch folgende zwei Fragen gestellt:

  • Ich habe mich als depressiv erlebt. 
  • Ich habe über Suizid nachgedacht.  

Kleine Zwischenfrage ... wie reagieren Sie als professionelle Seelsorgerinnen und Seelsorger, Beraterinnen und Berater, wenn Sie Menschen begegnen, die auf diese Frage nicht mit "nein" antworten? Vermutlich würden Sie solchen Menschen nahelegen, sich diesbezüglich Hilfe und Unterstützung zu holen - bzw., wenn Sie über die entsprechende Kompetenz verfügen, gleich selbst Hilfe und Unterstützung anbieten, eruieren, wie ernst oder akut das Problem ist. Jedenfalls hoffen wir, dass Sie solche Aussagen nicht ignoriert hätten.

Genau das passierte in dem Fragebogen. Wurden eine oder beide dieser Items nicht mit "nie"beantwortet musste grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass hier eine depressive und/oder suiziidale Neigung bei dem Teilnehmer / der Teilnehmerin vorliegen kann.  Aufgrund der Anonymität, gab es keine Möglichkeit hier weiter nachzuforschen und gegebenenfalls zu intervenieren. Deshalb erschien in den beschriebenen Fällen (und nur dann) automatisch der folgende Hinweis (computertechnisch eine "Wenn - Dann" Formel):

Wir bitten Sie ausdrücklich, professionelle Unterstützung hinsichtlich Ihrer depressiven und/oder suizidalen Stimmungen in Anspruch zu nehmen.

Thematisieren Sie Ihre Arbeitsbelastung in der Supervision, einer Beratung, Therapie oder mit Ihrem Hausarzt. Danke.

Dieser Hinweis wurde offensichtlich von einigen an der Studie Teilnehmende als unangemessen empfunden.

Mit diesem Hinweis sollten Teilnehmende keineswegs pathologisiert oder der Psychiatrie anempfohlen werden. Der Kontext war die Belastung durch Arbeit mit traumatisierten Menschen. Hier sahen sich die Forschenden in der Verantwortung, das umzusetzen, was auch in Seelsorge, Beratung oder Therapie eigentlich selbstverständlich ist: nämlich schon bei Verdacht auf Depression oder Suizidalität Unterstützung von außen zu empfehlen. Nicht mehr, nicht weniger.

Übrigens ... die Masterthese ist inzwischen fertig gestellt. Wir werden über einige der Ergebnisse hier berichten. Allerdings werden weiterhin Daten gesammelt, um eine größere Datenbasis zu erhalten und Ergebnisse zu konsolidieren. Sie können also noch teilnehmen. Ansonsten laden wir aber herzlich ein, Rückfragen oder Anmerkungen zur Studie direkt an den wissenschaftlichen Begleiter der Studie zu senden.